CoRE-Programm: Montessori an öffentlichen Kindergärten in Tanzania

Das «Community-Rooted Education» Programm – kurz CoRE-Programm – bringt die Prinzipien der Montessori-Pädagogik erstmals systematisch an öffentliche Kindergärten in Tanzania. Die Zielgruppe sind Kindergarten-Lehrpersonen, die bisher kaum Zugang zu spezialisierter Weiterbildung im Bereich der frühkindlichen Bildung hatten.

Im Zentrum des Programms steht ein dezentraler und praxisnaher Weiterbildungsansatz. Lokale Ausbildnerinnen und Ausbildner – sogenannte CoRE-Facilitators – schulen staatliche Lehrpersonen direkt in ihrem Arbeitsumfeld und begleiten sie über längere Zeit hinweg im Klassenzimmer. Diese kontinuierliche Vor-Ort-Begleitung ermöglicht nicht nur eine bessere Umsetzung der Inhalte, sondern stärkt auch den Bezug zur lokalen Realität.

In Tanzania ist die Montessori-Pädagogik bereits seit Jahrzehnten im Vorschulbereich bekannt, allerdings fast ausschliesslich in privat geführten Kitas für Kinder im Alter von 2-5 Jahren. Im öffentlichen Bildungssystem hingegen war Montessori bisher kaum präsent. Öffentliche Kindergärten (für Kinder im Alter von 5-7 Jahren) folgen meist einem traditionellen Unterrichtsverständnis, das stark auf Auswendiglernen, Disziplin und hierarchische Strukturen setzt, mit wenig Raum für individuelles Lernen oder die freie Entfaltung des Kindes. Im Rahmen des CoRE-Programms werden Lehrpersonen an öffentlichen Kindergärten nun direkt vor Ort in den Kern-Prinzipien («core» steht auch für «Kern») der Montessori-Pädagogik weitergebildet. Gemeinsam mit den Communities und den Facilitators fertigen sie die wichtigsten Lernmaterialen selbst an, angepasst an lokale Kontexte und Ressourcen.

Bis 2030 sollen 5’000 der insgesamt 19’400 öffentlichen Kindergarten-Lehrpersonen eine CoRE-Weiterbildung abgeschlossen haben, was rund 25 Prozent der gesamten Lehrerschaft und damit einer kritischen Masse entspricht. Wenn rund ein Viertel der Lehrpersonen an öffentlichen Kindergärten eine Montessori-inspirierte Weiterbildung abgeschlossen hat, ist diese pädagogische Haltung nicht mehr marginal. Sie wird zur Realität im öffentlichen Bildungssystem. Die weitergebildeten Lehrpersonen werden zu Orientierungspunkten für ihre Kolleginnen und Kollegen, zu Ansprechpersonen für Schulleitungen und zu glaubwürdigen Stimmen im Dialog mit Bildungsbehörden. So entsteht ein dichtes Netz von Multiplikatorinnen und Impulsgebern, das neue Formen des Lehrens und Lernens im Alltag verankert. Der Wandel wird nicht von aussen auferlegt, sondern wächst aus der Mitte des Systems.